Der größte Teil des Strompreises sind erst einmal Steuern. Darüber hinaus ist da immer noch die Rede von sogenannten Abgaben und Umlagen. Man munkelt jetzt schon, dass uns auch das Jahr 2017 wieder ein “All-Time-High” im Strompreis bescheren wird. Gegenüber dem Vergleichsjahr 2007 (vor 10 Jahren) ist das Paket aus Steuern, Umlagen und Abgaben nun schon um circa 17 Prozent gestiegen. Für alle deutschen Haushalte machen 2017 allein diese Kosten ungefähr 21 Milliarden Euro aus, in Zahlen bedeutet dies für jeden Durchschnittshaushalt mit circa 3.500 Kilowattstunden Jahresverbrauch fast 560 Euro.
Insgesamt liegen die Stromkosten eines Durchschnittshaushalts bei knapp 1.000 Euro im Jahr. Die Nutzungsentgelte betragen hiervon 255 Euro und 180 Euro stellen für die Stromversorger den Gewinn für die Beschaffung und den Vertrieb dar. Im Jahre 2016 wurden in Deutschland circa 130 Terawattstunden elektrische Energie verbraucht. Das griechische Präfix “tera” (= Ungeheuer) ist gleichbedeutend mit dem Faktor Billion beziehungsweise “10 hoch 12”.
Woher kommen dann die Preisunterschiede der Stromanbieter?
Eine alte Börsenweisheit besagt: “Im Einkauf liegt der Gewinn”. Daher müssen die Stromanbieter mit ausgefeilten Beschaffungsstrategien bei ihren Vertragsgestaltungen im Einkauf jonglieren. Wer dafür ein gutes Händchen hat, lässt die Konkurrenz möglicherweise im Regen stehen. Es gibt aber auch Anbieter, die unbedingt ihren Fuß in die Tür dieses Marktes stellen wollen und dafür bereit sind, eine Zeit lang fast gänzlich auf ihre Gewinnmarge zu verzichten. Es gab in der Vergangenheit einige Beispiele, da sind Unternehmen wegen ihrer Preispolitik in die Insolvenz getrieben worden. So sind die Preisspannen zwischen den verschiedenen Stromanbietern in der Tat erstaunlich. Um noch einmal den durchschnittlichen Drei- bis Vierpersonenhaushalt anzuführen: Hier liegen die Angebotsunterschiede zwischen 725 und 1090 Euro pro Jahr.
Entwicklung der Abgaben an den Staat
Für die Nutzung sogenannter öffentlicher Wege werden Konzessionsabgaben in Höhe von sechs Prozent fällig, und zwar zusätzlich zur Mehrwertsteuer. Und geradezu regelmäßig werden seit Ende der 1990er Jahre immer wieder neue Steuern und Umlagen erhoben. Hier eine kurze Übersicht dazu:
- 1999 – Einführung der Stromsteuer (beträgt heute 7,2 Prozent).
- 2000 – Einführung der EEG-Umlage zur Förderung der erneuerbaren Energien (beträgt heute 24,2 Prozent).
- 2002 – Einführung der KWKG-Umlage zur Förderung von Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen (beträgt heute 1,5 Prozent).
- 2012 – Einführung der §19-NEV-Umlage zur Entlastung der großen Stromverbraucher bei den Netzentgelten (beträgt heute 1,4 Prozent).
- 2013 – Einführung der Offshore-Haftungsumlage zur Risiko-Absicherung bei der Anbindung der Offshore-Windparks ans Stromnetz (beträgt heute -0,1 Prozent).
- 2014 – Einführung einer Umlage für abschaltbare Lasten. Unternehmen, die sich zeitweise vom Stromnetz trennen lassen, um die Stabilität des Stromnetzes zu gewährleisten, erhalten eine Ausgleichszahlung (beträgt heute 0,02 Prozent).
Die Elektromobilität hat ihren Preis
Die (gewollt) zunehmende Zahl an Ladestationen für Elektroautos brauchen ihre unterirdischen Anschlüsse ans deutsche Stromnetz. Auch das müssen die Verbraucher mit ihrer Stromrechnung bezahlen. Man schätzt heute, dass dafür bis zum Jahre 2020 deutschlandweit ungefähr 70.000 Ladepunkte erforderlich sind. Dabei wird von nur einer Million Elektrofahrzeugen ausgegangen. Zurzeit ist erst ein Zehntel davon realisiert. Die deutschen Autokonzerne versprechen uns heute ein rasant wachsendes Angebot an erschwinglichen Elektrofahrzeugen, verschweigen uns aber bewusst, was das am Ende allen Stromkunden zusätzlich kosten wird.
Auch der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V. (BDEW) kann den Betrag noch nicht beziffern. Ohne diese vielen Ladesäulen wird uns der Netzausbau in den kommenden Jahren über 30 Milliarden Euro kosten und die Bundesregierung geht immerhin von sechs Millionen Elektrofahrzeugen bis zum Jahre 2030 aus. Zum Vergleich: Im Moment gibt es in Deutschland laut Kraftfahrtbundesamt ungefähr 45 Millionen angemeldete Personenwagen, 34.000 davon sind reine Elektroautos, das ist nicht einmal 0,08 Prozent.
Der gegenwärtige Präsident des Verbandes der Automobilindustrie Matthias Wissmann wies darauf hin, dass die deutschen Hersteller bis zum Jahre 2020 planen, ihr Angebot auf fast 100 Elektromodelle zu erweitern, und folgert daraus weiter, dass dies auch die Nachfrage nach E-Autos beflügeln wird.
Geplant ist daher ein Gemeinschaftsunternehmen von Volkswagen, BMW, Daimler und Ford, das sich allein dem Bau von Schnellladestationen verschreiben wird. Im ersten Schritt sind lediglich “nur” 400 Schnellladestationen geplant, die entlang der großen europäischen Verkehrsachsen installiert werden sollen. Aber bis 2020 werden es dann schon Tausende Stationen im ganzen Land sein.
Verbraucherschützer fordern mehr Gerechtigkeit bei der Aufteilung der Kosten
Schnellladestationen mit hohen Leistungsdichten von bis zu 350 Kilowatt sind nicht zum Nulltarif zu haben. Ihre Anforderungen an das Stromnetz sind durchaus hoch. Ohne Netzverstärkungen wird es mancherorts nicht gehen. Aber warum sollte dies alles der normale Stromkunde bezahlen, wenn die Nutznießer die Konzerne, der Staat und die Autofahrer sind?