Viele Verbraucher haben sich gefragt, warum ihr neuer Fernseher zu Hause lange nicht so satte Farben zeigt, wie im Verkaufsraum. Die Frage lässt sich einfach erklären: Von Herstellerseite aus sind die Fernseher auf eine Helligkeit von 65 Prozent ausgelegt – dieser Wert ist auch ausschlaggebend für das Energielabel, das dem Verbraucher schon beim Kauf Informationen über den Energieverbrauch gibt. Wer in den eigenen vier Wänden satte Farben sehen will, dreht die Helligkeit hoch – und verbraucht viel mehr Strom, als es der Aufkleber verspricht.
Natürlich spielt der Stromverbrauch eines Fernseher an der Stromrechnung keine große Rolle. Geht es jedoch um Waschmaschinen, Trockner und Geschirrspüler oder Elektroherde, sieht die Sache schon anders aus. Vielen Herstellern gelingt es, mit kleinen Schummeleien beim Energielabel gut abzuschneiden. Verbraucher, die später die Geräte nutzen, müssen dann häufig die Zeche zahlen.
Allein die Skala verwirrt
Energieverbrauchskennzeichnungen sind oft nicht vollständig und für den Verbraucher wichtige Informationen finden meistens keine Berücksichtigung. Bei vielen Haushaltsgeräten wird der Energieverbrauch anhand bestimmter sogenannter Ökoprogramme gemessen, die Verbraucher in der Realität nicht nutzen.
Ein Blick auf die bunte Skala zeigt das Dilemma. Bei Waschmaschinen gibt es die Energieeffizienzklassen G bis A+++. Das liegt darin begründet, dass die Einstufung in Klassen auf Elektrogeräten von 1998 basiert. Die Grundklassifizierung wurde beibehalten und lediglich erweitert, obwohl klar ist, dass neue Geräte sparsamer sind als Oldtimer. Heute ist die Skala, bei der seit 2011 allein bei der Klasse A vier Abstufungen erlaubt sind, für den Verbraucher nicht wirklich eine Orientierungshilfe, sondern trägt eher zu dessen Verwirrung bei.
Fast 75 Prozent aller gängigen Waschmaschinen sind mit A+++ gekennzeichnet.
Um diese Einstufung zu bekommen, haben die Hersteller das 60°-Ökowaschprogramm der Automaten optimiert. Beim Erhitzen des Wassers ist der Energieverbrauch am höchsten, sodass sich hier am meisten Strom sparen lässt. Im Ökowaschprogramm wird aber gar nicht erst auf 60° erhitzt, sondern die Wäsche wird bei niedrigen Temperaturen “länger” gewaschen. Die wenigsten Verbraucher haben stundenlang Zeit, um zu warten, bis das Ökowaschprogramm beendet ist. Sie nutzen Kurzprogramme, die deutlich mehr Strom verbrauchen.
Das sind noch nicht alle Tricks
Für den Energietest wird der Stromverbrauch je Kilo Wäsche verglichen. Je größer die Trommel, desto geringer der Verbrauch. Eine Waschtrommel, die neun Kilo fasst, lässt sich in einem Zweipersonen- oder Singlehaushalt nicht effizient befüllen. Nur halb gefüllte Waschmaschinen brauchen allein deswegen mehr Strom, weil sie öfter in Benutzung sind.
Bei Fernsehgeräten findet die Bewertung des Stromverbrauchs über die Größe der Fläche des Bildschirms statt. Das heißt, nur große Geräte können beste Einstufungen bekommen. Trotzdem benötigt ein Fernseher der Energieeffizientklasse A++, der eine Bildschirmgröße von 65 Zoll hat, mehr Strom als ein deutlich kleineres Gerät, das nur mit A bewertet ist. Aber wer weiß das schon?
Verbraucher sind orientierungslos
In der Regel achten sie beim Kauf von Fernsehern eher auf die Bildqualität und andere Features. Für eine bessere Einstufung ist die monatliche Ersparnis so gering, dass sie getrost zu vernachlässigen ist.
Verbraucherschützer, die Industrie und die Politik arbeiten auf gesamteuropäischer Ebener an neuen einheitlichen Ökolabels, die verbraucherfreundlicher werden sollen. Die damit verbundene Reform ist jedoch umstritten und so kann es noch einige Jahre dauern, bis neue verständliche Labels auf den Elektrogeräten kleben. Dennoch lohnt sich ein Stromvergleich allemal.