Ganz so weit sind wir noch nicht, aber der erste Schritt in die richtige Richtung ist schon gemacht, denn intelligente Menschen haben endlich erkannt, dass es völlig absurd ist, enorme Energiemengen zur erforderlichen Herunterkühlung der Server in unseren großen Rechenzentren aufzuwenden. Ein Dresdner Start-up-Unternehmen zeigt uns jetzt, wie wir diese Wärmemengen sinnvoll nutzen können.
Was da präsentiert wird, sieht wahrlich nicht aus wie eine Heizungsanlage. Da steht ein schwarzer, mannshoher Server-Schrank, hinter dessen sauberer Glasabdeckung ein paar grüne LEDs fleißig um die Wette flimmern. Aber während sie dies tun, werden große Wassermengen auf circa 60 Grad Celsius erhitzt, um im nächsten Schritt das gesamte Gebäude zu beheizen.
Dieser bemerkenswerte Rechner steht in einer Werkstatt der Firma “Cloud&Heat” in Dresden. Namhafte Kunden haben inzwischen ernsthaftes Interesse an dieser konkreten Art einer Win-win-Situation bekundet.
Mit dem Server Wasser auf Temperatur bringen
Jeder kennt die immer kühlen Serverräume, deren Klimaanlagen Unmengen elektrischer Energie vertilgen, um ein Heißlaufen der Geräte und damit die kostbaren Daten zu schützen. Wer die Abwärme nutzbringend verwendet, spart doppelt, weil so diese aktive und teure Kühlung obsolet wird. Die Dresdner haben berechnet und gezeigt, dass allein eine solche typische “Cyber-Heizung” bereits drei Einfamilienhäuser mit Warmwasser versorgen kann.
Die Idee ist einfach: Kühles Wasser wird durch den Server-Schrank hindurch geleitet und dient in den ganz feinen Kanälen, die unmittelbar an den heißen Prozessoren vorbei geführt werden, als Wärmetauscher. Das so aufgeheizte Wasser fließt dann weiter in einen großen Speicher, der jederzeit warmes Wasser für die Heizung oder den Warmwasserhahn bereitstellt.
Eine gute Lösung für alle Rechenzentren
Angesprochen fühlen sollten sich von dieser Technik bereits alle mittelständischen Unternehmen, die ein eigenes Rechenzentrum betreiben, ganz abgesehen von international agierenden Konzernen. Gerade kürzlich hat beispielsweise der Energiekonzern Innogy drei dieser Server-Schränke geordert.
Ab September 2017 werden im ehemaligen Standort der EZB, im Frankfurter “Eurotheum”, ebenfalls Server der Firma Cloud&Heat ihren Dienst antreten, um gleichzeitig Turm zu beheizen. Ein recht großer Auftrag winkt aus Norwegen, wo ein großer Anbieter für Rechenzentren das “grüne” Potenzial sofort erkannt hat.
Wie teuer ist so eine Server-Heizung
Wie nicht anders zu erwarten, ist ein wassergekühlter Server etwas kostspieliger als eine vergleichbare herkömmliche luftgekühlte Variante. Je nach Ausstattung liegen die Preise in einer breiten Spanne zwischen 25.000 und 250.000 Euro. Die Amortisation der Mehrkosten erfolgt aber schon innerhalb weniger Monate.
Ein Blick in die Zukunft
Die Nachfrage nach Rechenleistung steigt in unseren modernen Gesellschaften exponentiell an, was den Bau von immer mehr und immer größerer Rechenzentren zur Folge hat. Die dabei entstehende Abwärme nur in die Atmosphäre zu blasen, ist vor dem Hintergrund des Klimawandels geradezu kriminell. Daher ist sogar damit zu rechnen, dass der Gesetzgeber eines Tages die Nutzung der Server-Hitze zu Heizzwecken gesetzlich vorschreiben wird.
Der Bedarf an Rechenzentren wird weiter steigen
Zurzeit gibt es allein in Deutschland ungefähr 50.000 Rechenzentren, was mit einem Flächenverbrauch von vielen Fußballfeldern verbunden ist. In den fünf Jahren zwischen 2011 und 2016 ist die Fläche für Rechenzentren in Deutschland um 15 Prozent gewachsen und ein Ende ist nicht in Sicht. Befeuert wird diese Nachfrage unter anderem durch die ungebrochenen Wachstumstrends in den Bereichen Künstliche Intelligenz, Big Data und Cloud Computing.
Wie geht es weiter mit Cloud&Heat?
Im Moment geht es hier um Innovation und Entwicklung, gerade Letzteres bedeutet erst mal teure Investitionen (in die Zukunft). Daher arbeitet das Unternehmen in diesen Tagen wirtschaftlich noch nicht rentabel. Bis 2020 soll die Buchführung dann aber von schwarzen Zahlen dominiert sein. Bereits in 2018 wird mit einem Umsatz von circa sechs Millionen Euro gerechnet. Die Zukunft sieht auch deshalb für das Unternehmen rosig aus, weil solche Dienste wie autonomes Fahren viele dezentrale Rechenzentren erfordert, um die Datenströme zeitlich zu verkürzen. Sollte das Unternehmen den Gang an die Börse planen, ist jeder Investor gut beraten, von Anfang an dabei zu sein.