Das Unternehmen Tennet, das neben 50Hertz, TransnetBW und Amprion zu den vier großen Stromnetzbetreibern in Deutschland gehört und rund 40 Prozent der Fläche Deutschlands abdeckt, wird seine Netzentgelte ab 2017 stark erhöhen. Von einer Preissteigerung um rund 80 Prozent ist derzeit die Rede. Eine deutliche Preiserhöhung, die sich wohl unübersehbar auf der Stromrechnung vieler Privathaushalte zeigen wird und auch der energieintensiven Industrie teuer zu stehen kommt.
Energiewende sorgt für deutlich gestiegene Kosten
Bei der Erhöhung der Netzentgelte spielt die Energiewende eine große Rolle und gilt als ausschlaggebend für den Preisanstieg. Insbesondere die Probleme beim Netzausbau sorgen für massiv gestiegene Kosten bei den Netzbetreibern, die ab dem Jahreswechsel weitergegeben werden sollen. Aufgrund politischer Kontroversen, Protesten und langwieriger Genehmigungsverfahren hält der Netzausbau bereits seit längerer Zeit nicht mehr mit der starken Zunahme erneuerbarer Energien Schritt. Solar- und Windenergie, die im Norden produziert wird, lässt sich ohne den dringend nötigen Netzausbau nur schwierig in den Süden des Landes transportieren. Freilandleitungen finden bei der Politik und der Bevölkerung kaum Zustimmung, Erdkabel sollen als Alternative genutzt werden, lassen aber weiter auf sich warten. Das Stromnetz wird laut Tennet-Chef Urban Keussen durch die Stromschwankungen stark belastet, die Netzbetreiber müssen deshalb teure Gegenmaßnahmen ergreifen, um das Netz zu stabilisieren. Wenn das Netz die große Menge an erneuerbaren Energien nicht mehr stemmen kann, etwa dann, wenn im Hochsommer besonders viel Solarenergie produziert wird, müssen konventionelle Kraftwerke ihre Produktion drosseln. Dafür werden die finanziell entschädigt. Diese Entschädigung wird über die Netzentgelte von den Verbrauchern finanziert. Solche „netzstabilisierenden Notmaßnahmen“ kosten laut Tennet mehr als eine Milliarde Euro pro Jahr und sind für einen Großteil der Preissteigerung verantwortlich. Der Netzausbau begründet laut Urban Keussen lediglich rund fünf Prozent der Preiserhöhung bei den Netzentgelten.
Rund 30 Euro Mehrkosten in einem Drei-Personen-Haushalt
Wie der Tennet-Chef verlauten lässt, muss ein gewöhnlicher Drei-Personen-Haushalt aufgrund der Erhöhung der Netzentgelte mit Mehrkosten von rund 30 Euro pro Jahr rechnen. Deutlich teurer wird es wohl für die Industrie. Bei einem Verbrauch von 300 Millionen Kilowattstunden, was dem durchschnittlichen Bedarf eines energieintensiven Unternehmens im Mittelstand entspricht, kommt es aller Voraussicht nach zu Mehrkosten von 2,7 Millionen Euro.
50Hertz dreht ebenfalls an der Preisschraube
Der Netzbetreiber Tennet, der ein Stromnetz mit einer Gesamtlänge von rund 11.000 Kilometern betreibt, ist nicht der einzige Anbieter, der an der Preisschraube dreht. Auch der im Osten Deutschlands aktive Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz hat angekündigt, dass die Preise im nächsten Jahr nach aktuellen Berechnungen um rund 45 Prozent steigen werden. Für Verbraucherhaushalte mit drei Personen würde das eine Preissteigerung von etwa 15 Euro pro Jahr bedeuten. Unser Stromvergleich könnte aber eine weitaus größere Einsparung als 15 Euro pro Jahr bedeuten. Probieren Sie es kostenlos aus.