Der schwedische Energiekonzern Vattenfall hat die Absicht, seine Kohlekraftwerke in Deutschland zu verkaufen. Interesse hat kurz vor Ablauf der Bieterfrist Schwedens Umweltorganisation Greenpeace bekundet. Greenpeace will Kraftwerke aber nicht betreiben, sondern stilllegen. Das ist kein PR-Gag, auch wenn die Vermutung nahe liegt.
Während die Greenpeace Aktivisten am Tag zuvor noch vor dem Tagebaukonzern der MIBRAG forderten, dass die mit ihrer tschechischen Konzernmutter EPH die Finger vom Kauf der Braunkohlesparte lassen sollen, bekunden sie nun selbst Interesse. Allerdings mit anderen Motiven.
Rechtzeitig vor Ablauf der Bieterfrist hat Greenpeace Schweden offiziell sein Interesse an der Braunkohlesparte von Vattenfall bekundet. Die Begründung: Nur wenn sie die Sparte selbst erwerben, ist sicher, dass die Tagebaue für immer geschlossen werden. Wie die Finanzierung erfolgen soll, ist unklar. Der Wert der Braunkohlesparte von Vattenfall soll Expertenschätzungen zufolge zwischen zwei und drei Milliarden Euro liegen. Ein teures und zudem sehr unsicheres Geschäft, das großen Schwankungen unterliegt. Die gesunkenen Großhandelspreise für Strom machen den Kraftwerken arg zu schaffen. Darüber hinaus ist Kohle als Energieträger verrufen, weil sie eine schlechte Klimabilanz hat.
Aus für die Braunkohle
Die Perspektiven für die vorhandenen Kraftwerke in der Lausitz und im Rheinland sind alles andere als rosig. Klimaschutz und Energiewende beschäftigen die Politik, da ist in Zukunft kein Platz für Braunkohle. Vattenfall hat erst im Sommer vermeldet, dass 1,6 Milliarden Euro beim Braunkohlegeschäft abgeschrieben werden mussten.
Kann sich Greenpeace die Kraftwerke in Boxberg, Jänschwalde und Schwarze Pumpe, zu denen auch Tagebaue gehören, überhaupt leisten. Bis zur Interessenbekundung von Vattenfall galten die MIBRAG aus Sachsen und der tschechische Energiekonzern als Favoriten.
Greenpeace will Kohleabbau stoppen und Zeichen setzen
Die Vertreter von Greenpeace aus Stockholm setzen bei ihrer Interessenbekundung weniger auf ihren finanziellen Background als auf Unterstützung aus der Politik. Vattenfall ist ein Staatskonzern. Bei Greenpeace geht man davon aus, dass es sich Schweden politisch nicht leisten kann, die Braunkohlesparte an ein Unternehmen zu verkaufen, dass weiter klimaschädliche Braunkohle verbrennen will. Wenn Greenpeace wider Erwarten den Zuschlag bekommt, soll der Abbau von Kohle gestoppt und die Kraftwerke geschlossen werden. Was dann mit den fast 10.000 in der Braunkohle Beschäftigten passieren soll, steht in den Sternen. Sicher ist nur: Greenpeace will die Kohle im Boden lassen und zukünftig keinen Strom aus Kohle produzieren.
Von der Braunkohle hängen nach Schätzungen der Experten allein in der Region der Lausitz 25.000 Arbeitsplätze ab. Aktuell werden hier rund zehn Prozent des deutschen Kohlestroms erzeugt. Aufgrund der Umstellung auf erneuerbare Energien ist die Verstromung der Braunkohle ein Auslaufmodell. Allerdings wird es noch viele, viele Jahre dauern bis Deutschland eine Stromversorgungssicherheit ohne Kohle garantieren kann – und solange wird die Kohle eben noch gebraucht.