Für den Privathaushalt als Endverbraucher ist der Strompreis ein ebenso interessantes wie unerfreuliches Dauerthema. Einerseits steigt der Preis je Kilowattstunde, kurz KW/h, der sogenannte Arbeitspreis nahezu im Jahresrhythmus. Andererseits ist in der Presse nachzulesen, dass zeitweise zu viel Strom aus Windenergie, sprich Ökostrom produziert wird. Je windiger es ist, umso länger und schneller arbeiten die Windkraftanlagen, mit denen Strom aus der erneuerbaren Energie Wind erzeugt wird. Jeder Verbraucher kennt den Grundsatz, dass bei steigendem Angebot der Preis sinkt. Ein Überangebot an Milch oder Butter sorgt für niedrige Abnehmerpreise. Die schlichte Logik wäre, dass bei einer Überproduktion an Strom der Strompreis sinken müsste. Das ist aber nicht der Fall, und für den Bürger unverständlich.
Orkane und Tiefausläufer sorgen für hohe Stromproduktion
Der Unterschied zwischen Ökostrom aus erneuerbaren Energien und dem konventionellen Strom aus Kraftwerken liegt in der Herkunft und in der damit verbundenen Produktion. Während sich die Stromerzeugung in Kraftwerken steuern und dadurch beeinflussen lässt, ist das beim Ökostrom, und zwar besonders bei demjenigen aus Windenergie, nicht möglich. Wetter und Witterung sind im wahrsten Sinne willkürlich. Sie lassen sich zwar recht genau vorhersagen, mehr jedoch nicht. Wenn ein Sturm oder ein Orkan kommt, dann muss er so genommen werden, wie er ist. Bei den beiden ersten Orkanen des Jahres 2015, Elon und Felix, war das besonders eklatant. Die Windparks in der Nordsee sowie auf dem norddeutschen Festland arbeiten tagelang und produzierten Strom „en masse“. In einer solchen Situation kommt der Netzbetreiber in die Bredouille. Ein Stromnetz betreiben bedeutet, dass die zu transportierende Strommenge ausgeglichen sein muss. Um die Stromversorgung zu sichern, darf weder zu viel noch zu wenig Strom durch die Hochspannungsleitungen geleitet werden. Dieser Ausgleich muss stündlich, buchstäblich minütig überwacht und ausbalanciert werden.
So kam es in den stürmischen Tagen beziehungsweise Wochen zu der Situation, dass so viel Ökostrom aus Windkraft wie noch nie zuvor produziert wurde. Der musste in das Stromnetz eingespeist werden, und zwar zu Lasten des konventionellen, insofern steuerbaren Stroms. Die Sorge des Netzbetreibers war eine drohende Überlastung des Stromnetzes. Strom als Energie lässt sich nicht speichern, so wie zum Beispiel Wasser als eine natürliche Ressource. Wenn zu viel Strom vorhanden ist, dann muss er anderweitig verwendet, in dem Sinne weitergeleitet werden. Gleichzeitig wird dort an der Stromproduktion gespart, wo es geht. Für dieses Management ist der deutsche Stromnetzbetreiber Tennet TSO GmbH mit Geschäftssitz im bayerischen Bayreuth zuständig und verantwortlich. Tennet TSO wurde im Jahre 2007 als Tochtergesellschaft des niederländischen Stromnetzbetreibers Tennet Holding B.V. mit Sitz in Arnheim gegründet. Tennet betreut bundesweit ein Stromnetz von reichlich zwanzigtausend Kilometern. Betroffen davon sind die Bundesländer Bayern, Bremen, Hessen, Niedersachsen Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein.
Stromkauf und Stromversorgung sind Zweierlei
Der „Normalbürger“ lernt aus dieser Situation, dass Stromhandel an der Strombörse mit Ankauf und Verkauf sowie die Stromversorgung nicht ein und dasselbe sind. Das erklärt auch, warum trotz einer temporären Überkapazität der Strompreis im Endeffekt eher steigen als sinken kann. Das Geschäft mit Strom ist sicherlich nicht einfach, aber dennoch sehr lukrativ. Dem Endverbraucher bleibt auch zukünftig als einzige Möglichkeit der Stromanbieter-Wechsel hin zu dem jeweils günstigeren respektive günstigsten Stromanbieter. Wichtigste Voraussetzung dafür ist der Stromliefervertrag mit einer möglichst kurzen Laufzeit von maximal einem Jahr. Jeder Energieversorger bietet, zusätzlich zur Grundversorgung, mehrere Sondertarife an. Hier lohnt sich ein Rechnen und Vergleichen, wobei zukünftig auch vermehrt auf die Ökostromtarife geachtet werden sollte. Der Anteil des Ökostroms an der gesamten Stromversorgung steigt kontinuierlich, ob mit oder ohne Stürmen und Orkanen. Das macht den KW/h-Preis zunehmend kalkulierbarer und stabilisiert den Arbeitspreis. Nutzen Sie hierfür unseren kostenlosen Strom Vergleich.
Dennoch ist es eher beunruhigend zu hören, dass Tennet für den Ausgleich im Stromnetz mehrere Millionen Euro aufwenden musste. Dem Bürger stellt sich da zwangsläufig die Frage, wer im Endeffekt solche Kosten bezahlen muss. Eine Antwort darauf fällt nicht schwer – denn die nächste Strompreiserhöhung kommt garantiert.