Das fünftgrößte Energieversorgungsunternehmen in Deutschland, die EWE AG aus dem niedersächsischen Oldenburg, plant für die Zukunft. Durch den Umbau und die Neuausrichtung von Konzernstrukturen möchte sich die Aktiengesellschaft neu aufstellen. Ausgelöst wird dieser Umbau von der Energiewende auf dem deutschen Markt. Die Stellung als reiner Energieversorger soll langfristig umstrukturiert werden. Damit einher gehen auch die Aufgabe der konventionellen Energieversorgung und der Fokus auf regenerative Energieträger und die Elektromobilität.
Beste Ausgangslage auf dem Markt
1930 wurde das Unternehmen in Niedersachsen gegründet, damals noch unter dem Namen Stromversorgungs-AG Oldenburg-Ostfriesland. Ein Meilenstein der Geschichte war die flächendeckende Gasversorgung von Oldenburg. Die Stadt war damit die erste Großstadt in Europa, die ein eigenes Gasversorgungsnetz hatte.
In der Zukunft möchte die EWE AG weitere Meilensteine dieser Art schaffen. Die Voraussetzung dafür sieht EWE-Vorstandschef Matthias Brückmann als perfekt an. Als einziger großer Energieversorger auf dem deutschen Markt hat die Aktiengesellschaft nicht mit enormen Altlasten zu kämpfen, die das operative Geschäft schwächen. So ringen vor allem die Konkurrenten Eon und EnBW mit dem Ausstieg aus der Atomkraft, der den Unternehmen Milliarden kosten wird. Das Geschäftsfeld bei EWE ist zudem breiter aufgestellt als bei reinen Energieversorgern. Seit 1996 agieren die Niedersachsen auch als Telekommunikationsanbieter und verfügen über ein umfangreiches Know-how im TK- und IT-Sektor.
Aus für die konventionelle Energie
In der Zukunft möchte das Unternehmen stärker auf regenerative Energiequellen setzen. Neben den erneuerbaren Energien soll auch die Elektromobilität stärker gefördert werden. In diesem Bereich hat sich EWE in der Vergangenheit erst wenig bewegt. Der Ausbau regenerativer Energiequellen wird zulasten der konventionellen Energieträger gehen. Aus diesem Geschäft möchte sich das Unternehmen mittel- und langfristig komplett zurückziehen. Für die Stromkunden soll es zukünftig nur noch grünen Strom geben. Aufgegeben werden sollen nach Unternehmensangaben auch die Tätigkeiten im Geschäftsfeld der Gasspeicher. EWE sieht hier keine Zukunft für diese Technologie.
Sorgen um SWB, Aus für Mitarbeiter
Im Zuge der Umstrukturierung des Unternehmens plant der Konzern laut Vorstandschef Brückmann derzeit keine weiteren Entlassungen. Einen konkreten Plan gebe es derzeit nicht. Noch nicht abgeschlossen ist hingegen ein laufendes Programm zum Stellenabbau. Bis 2017 soll die Zahl der Mitarbeiter um 500 Stellen reduziert werden.
Sorgen bereitet dem Energieunternehmen die defizitäre Tochter SWB aus Bremen. Sie gehört seit 2009 zu 99,9 % zu EWE und schreibt jedes Jahr rote Zahlen. Eine Integration der Tochtergesellschaft scheiterte bislang an der Freien Hansestadt Bremen, die 0,1 % der Aktien hält. Der Widerstand aus Bremen scheint zu bröckeln, in naher Zukunft scheint die Integration der verlustreichen Tochter umsetzbar. In diesem Zusammenhang können Doppelstrukturen abgebaut werden. Wie viele Jobs dem Zusammenschluss zum Opfer fallen könnten, ist derzeit noch nicht klar.
Auslandsgeschäft geplant
Als fünftgrößter Energieversorger in Deutschland ist die EWE AG vor allem im Nordwesten und Nordosten Deutschlands aktiv. Das Unternehmen tritt im norddeutschen Raum und Teilen von Brandenburg und Nordrhein-Westfalen als Energieanbieter auf. Das Geschäftsfeld könnte nach Angaben des Vorstandschefs in Zukunft um Aktivitäten im Ausland erweitert werden. Konkret ins Auge gefasst wurden dabei die Niederlande. Es könnten auch neue Märkte in anderen europäischen Nachbarländern erschlossen werden.
Das Ziel der Umstrukturierung ist die Steigerung des operativen Gewinns. Derzeit streicht das Unternehmen jährlich rund 430 Millionen Euro ein. Der Marktanteil am Strommarkt liegt bei rund 2,0 %. Damit liegt das niedersächsische Unternehmen auf Augenhöhe mit Konkurrenten wie der RheinEnergie AG und der MVV Energie AG. Unbestrittener Marktführer in Deutschland ist seit Jahren die RWE AG. Sie versorgt rund 16 Prozent aller deutschen Haushalte mit Strom.